Ich zieh den Himmel über Land ... Sabine Eichler I Fotografie I Installation I Video I Ausstellung: Erster Teil: 27. Juni – 18. Juli 2020 I Zweiter Teil: 03. September – 19. September 2020 I Öffnungszeiten: Do 16 – 19 Uhr I Fr 15 – 18 Uhr I Sa 10 – 12 Uhr I Vernissage: Freitag I 26. Juni 2020 I 19:30 Uhr I Einführung: Sabine Eichler I Musik: Katharina Müller (Harfe) I Finissage mit Künstlerinnengespräch: Samstag I 19. September 2020 I 11.00 Uhr Im Kabinett: Mondschein I Yini Tao I Tuschemalerei I DRESDNER SEZESSION 89 e.V. I galerie drei Prießnitzstraße 43 I 01099 Dresden I www.sezession89.com
Für die Künstlerin ist die der Literatur entlehnte, abstrahierte „Pfütze“ Spiegel und Lupe, Kunstobjekt und Objektkunst, Wegbegleiter und Wegweiser in einem. Sie ist ein Vehikel für Perspektivwechsel, eine ständige Objekt – ja beinahe Subjekt – gewordene Erinnerung daran, dass nichts als gegeben oder neutral missverstanden werden sollte – das Meiste, das uns umgibt, ist gemacht und veränderbar – wie seine Deutung. Teresa Ende Kunsthistorikerin (DNN, 16. September 2020)
Der zweite Teil der Ausstellung zeigt drei Frauen im Dialog mit der Pfütze. Diese sehr unterschiedlichen Begegnungen/Aneignungen begleitete ich während der Corona-Zeit. Sie dokumentieren (Foto/Video) einen intimen Moment im tieftauchenden Seelengespräch: Haltepunkt am Wesenskern. Gemeinsam ist ihnen im Zustand anhaltender Unwissenheit/Unsicherheit eine sehr wache, bewusste Aufmerksamkeit und spielerisch reflektierende Präsenz. Ein neues Selbst ist unterwegs.
Die großen Fotodrucke im Untergeschoss geben einen Eindruck von den Frauen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds, die Eichler in den letzten Monaten getroffen hat und die mit der „Pfütze“ jeweils andere Erfahrungen machten – weil sie ihre je spezifische Lebenssituation an das Objekt heran- und ins Projekt hineintrugen. Diese Aufnahmen haben, ebenso wie der Film mit einer der Protagonistinnen, vor allem dokumentarische, weniger künstlerische Qualität. Andere Fotografien überzeugen als Bilder an sich, wie die absurden Kombinationen von „Pfütze“ und Plastiktiger an ihrem Ufer, weil hier leichtfüßig alle Größenverhältnisse und Realitätsebenen ausgehebelt werden, sodass klar wird: Alle Sinnzuweisung ist eine Abstraktion und funktioniert stets im Verhältnis zu anderen derartigen Interpretationsleistungen. Ebenso poetisch wie sinnfällig ist die beinahe monochrome, ins Riesenhafte gesteigerte Nahaufnahme der „Pfütze“ und ihrer Spiegelungen. Als programmatisch offenes Bild erlauben sie mannigfaltige Deutungen, weil wir hier nicht sicher sein können, was wir eigentlich sehen – die Welt, ihr Spiegelbild, beider Umkehrung oder nur das, was wir sehen können und zu sehen glauben. Teresa Ende Kunsthistorikerin (DNN, 16.September 2020)
Sarah Westphal
Vicky Peucker
Die Entstehung einiger Arbeiten im zweite Teil der Ausstellung wurden durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ermöglicht.
"Augenblicke, Fundstücke – eingefangen mit der Kamera, dem Zeichenstift, mit einem Wort werden digital und manuell zu feinen Gespinsten aus Strukturen und Farben miteinander verwoben. Mal tastend zart, mal wild und impulsiv, sinnlich, humorvoll… Der Blick für die Dinge am Rande inspiriert sie das Große im Kleinen zu finden. So entstehen Landschaften – Gebirge, Täler, Meere. Schicht um Schicht aus Fotos von Steinchen, Zweigen, aus welken Blättern oder Blütenstaub geboren. Die großformatigen Bildergeschichten/Geschichtenbildern werden ab und an ergänzt durch kleine dreidimensionale Objekte. Ein Stück Borke wird zur Felsklippe, Plastikfolie zu Wolkenschleiern. Der Mut oder der Wille der Betrachter*innen ist gefragt – sich einzulassen auf Entdeckungsreisen in diese phantasievollen, verträumten, teils auch bizarren Welten. Eines ist diesen Welten jedoch gemein – Leichtigkeit, Transparenz, sie laden ein, die Gedanken spazieren zu lassen ohne Düsternis zu begegnen. Alles ist ein Spiel mit Zitaten, Andeutungen, Erinnerungen." S. Bartsch-Bräsecke, Laudatorin
"Zauber mittendrin II" / Mai - September 2019 / Atelier Kati Bischoffberger / Dresden
Einzigartig in unserer bisherigen Ausstellungsarbeit hat Sabine Eichler 2,40 m hohe Wandtafeln in einer Gesamtlänge von 20 m aneinandergereiht. Diese zeigen mittels Collagen, aufgesetzten Bilderrahmen und angebrachten Objekten wichtige, durchaus sehr persönliche Aussagen zu ihrem Leben. Die Umsetzung in verschiedensten Stofflichkeiten und Materialien sind der Künstlerin wichtig und sie spielt gern mit diesen Möglichkeiten, probiert sich darin immer wieder neu aus. Zu sehen sind feminine Interpretationen in zarten Pastelltönen, aber auch im Kontrast dazu in kraftvollem Pink. Großflächige, klare Fotos mit glänzenden Oberflächen wirken wie Vergrößerungen, Fenster in eine andere Welt. Immer wieder erkennbar: die Auseinandersetzung zum Thema der Geschlechterrollen. Die Frau als handelnde Schöpferin, symbolisch mit Äpfeln am Lebensbaum. Jede Arbeit durchdringt gleichsam eine feine Sinnlichkeit, welche spüren lässt, wie die Künstlerin die Dinge aufnimmt, verarbeitet und neu interpretiert. Damit bildet sie einen wunderbaren Kontrast zu den allgegenwärtigen Klischees oder besser: der Unterwerfung zur gängigen Mode mit allen Dogmen in unserer heutigen Zeit. P. Hochwald Laudatorin